2019 Herrenberg

Das Seminar begann wie immer mit dem gemeinsamen Singen des Aphasieliedes.

Nach der Begrüßung fand in der Mutterhauskirche eine Märchenerzählung für Erwachsene, die von einer Harfenistin mit einem wunderbaren Instrument begleitet wurde, statt. Eine Teilnehmerin mit Aphasie hatte bei ihrer Anmeldung gewünscht bei der Programmgestaltung mitzuwirken. Ihr Vortrag mit Musik, Bildern und einem Tanz über Andalusien fand großen Beifall und motovierte gleichzeitig manchen Zuhörer in seiner Selbsthilfegruppe bzw. beim nächsten Seminar mitzuwirken. Der Tagesausklang fand bei guten Gesprächen, bei denen man sich kennenlernte, oder die Ereignisse des letzten Jahres Revue passieren ließ, statt.

Auch beim 33. Familienseminar lag der Schwerpunkt wieder darin den Betroffenen und deren mit betroffenen Angehörigen, die Möglichkeit zu geben verschiedene Angebote zur Verbesserung ihrer Lebensqualität, in ganztägigen Workshops, Referaten und Übungseinheiten kennen zulernen und Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten.

Das Seminarteam setzt auf altbewährte Seminarinhalte, aber auch neue Angebote wie etwa das Lyra Gangtraining, ein computergestütztes Training bei dem nicht nur die Beinmuskulatur trainiert wird sondern auch das Gleichgewicht und die Konzentration

Beim Malen mit Aquarellfarben, beim Arbeiten mit Ton, marmorieren und zusammenbauen von kleinen Säulen und deren Lackierung konnte aufgezeigt werden wie Motorik trainiert werden kann und manch erstaunter Teilnehmer erkannte, dass er auch mit Halbseitenlähmungen durchaus in der Lage ist noch handwerkliche Tätigkeiten auszuführen; besonders beliebt in diesem Jahr war das Verschönern von Tieren und Holzkisten, mittels Serviettentechnik und die Herstellung eines Traumfängers was großes Improvisationstalent erfordert, wenn man diesen mit nur einer Hand und dann noch als Rechtshänder mit Links erstellen soll.

Musik, Singen mit und ohne Instrumental-Begleitung, aktivem Improvisieren (Klangschalen), Klangwiege, Feldenkrais eine Methode zur Bewegung und Körperwahrnehmung, Lu Jong eine tibetanische Bewegungslehre sind fester Bestandteil im Familienseminar.

Sport nach Schlaganfall, eine geführte Wanderung, Nordic-Walking und Entspannungsmassagen dienten ebenso dazu den Schlaganfallbetroffenen und Angehörigen Ansatzpunkte aufzuzeigen, wie eine mögliche Eigentherapie zu Hause aussehen könnte.

Ein Workshop, bei dem die Teilnehmer Fragen zum Umgang mit ihrem eigenen Handy stellen konnten kam besonders gut an, es stellt für viele Aphasiker eine Möglichkeit dar mit Freunden zu kommunizieren, aber auch in den Selbsthilfegruppen  hat die Digitalisierung Einzug gehalten.

Ein weiterer Schwerpunkt war das Sprachtraining. Sprache lernen mit spielerischen Ansätzen, Sprachtraining am Computer mit unterschiedlichen Programmen, Gehirnjogging, Kommunikationstraining und Konzentrationstraining unterschiedlicher Ansätze, die alle dazu dienen können die Lebensqualität eines Aphasikers und dessen Angehörigen zu verbessern und gleichzeitig eine Hilfe zur Selbsthilfe zu sein.

Auch EMDR zur Eigenbehandlung von Ängsten, Schmerzen, Depressionen und Blockaden in Einzel- und Gruppensitzungen wurde angeboten und sehr gerne angenommen.

Tanzen mit Gruppentanz für Angehörige ist ebenfalls ein fester Bestandteil des Familienseminars und ermöglicht den Mitbetroffenen Angehörigen eine kleine Auszeit von der Betreuung ihrer betroffenen Partner/innen.

Mit der Combo“ Barrierefrei“, bestehend aus Betroffenen und Angehörigen, die sich bei einem der vergangenen Familienseminare gebildet hat, wurde der Bunte Abend mit Sketschen und einem Gewinnspiel ein voller Erfolg. Auf der Tanzfläche drängten sich die Teilnehmer, jeder bewegte sich zur Musik nach seinen Möglichkeiten. Einschränkungen, Behinderung, Alter, Geschlecht spielte keine Rolle. Emotionen wurden abgebaut, Alltagssorgen und Krankheit traten für kurze Zeit in den Hintergrund.

Die Teilnehmer des Familienseminars fühlten sich fast wie in einer Großfamilie. Bei den Gesprächen zwischen den Anwendungen und an den Abenden wurden Erfahrungen ausgetauscht und Probleme besprochen. Das freie Reden und die Selbstverständlichkeit, mit der man sich untereinander half, waren für die Erstteilnehmer eine ganz neue Erfahrung, für die anderen schon eine Selbstverständlichkeit.

Das schöne Wetter ließ intensive Gespräche auch im Hotelgarten zu. Gegenseitiges Motivieren und Mutmachen, auch die positiven und schönen Seiten des Lebens zu sehen, trotz Krankheit und Behinderung, sind enorm wichtig.

Wie in allen Seminaren des Landesverbandes Baden-Württemberg e.V. so auch hier beim Familienseminar, ist es unser Ziel, den Menschen mit Schlaganfall und Aphasie und deren Angehörigen nicht zu therapieren, sondern unterschiedliche Methoden aufzuzeigen und kennen zu lernen, die es ihnen ermöglichen für sich persönlich den richtigen Weg zu finden, ihr Leben mit der Behinderung zu gestalten und zu verbessern.

Das 33. Familienseminar, da waren sich alle einig, war ein großer Gewinn, nicht zuletzt dank der wieder sehr guten Betreuung der Teilnehmer durch unsere Betreuer und Referenten und der Mitarbeiter des Tagungshotels der Evangelischen Diakonieschwesternschaft in Herrenberg.

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2020, so hoffen die Teilnehmer, wird man sich beim 34. Familienseminar wieder sehen!

Bedanken möchten wir uns bei der AOK Baden-Württemberg, die durch ihre Förderung dieses Projektes das 33. Familienseminar ermöglich hat.